Die Namen
auf -bach

An einem Bächlein helle

Ein außerordentlich fruchtbares Namengrundwort in Hessen ist ahd. bah, mhd. bach, asächs. beki, biki f., mnd. bêke. Nicht weniger als 231 Siedlungsnamen sind bis zum Jahre 1200 damit im Untersuchungsgebiet überliefert. Die Bedeutung des Wortes ist 'Bach' (DNK II, §297; REICHARDT 1973, S.18). Das Wort hat nach BACH ahd. aha "fließendes Wasser" verdrängt (DNK Bd.2, §297; §471). Es sei der spezifisch deutsche Ausdruck für Wasserlauf schlechthin. In karolingischer Zeit stehe er schon längst in voller Blüte und sei noch heute produktiv (DNK Bd.2, §464). Die Stellenbezeichnungen auf -bach träten auch anstelle typischer Rodungsnamen auf. Es sei allerdings, insbesondere in der Ausbauzeit, zum Modewort geworden, wohl weil die Siedler die Nähe der Wasserläufe aufsuchten (DNK Bd.2, §498).

Unter der enormen Zahl der Belege finden sich nur wenige, in denen das Grundwort nicht als -bach erscheint. So kommen -berg (Eschbach, Schorbach) und -pfad (Butzbach) als Verschreibungen für das Zweitglied vor.

Die überwiegende Zahl der Bestimmungswörter in den -bach-Namen (174 Belege) ist appellativischer Natur, wie es bei einer Stellenbezeichnung nicht anders zu erwarten ist{1}}. 35 Namen dieses Typs führen einen Personennamen im Bestimmungsglied, in 21 Fällen muß eine sichere Deutung unterbleiben. Nur einmal (+Bechi) kommt das Grundwort als Simplex vor.

Auffällig ist die Häufung einzelner Bestimmungsglieder. Folgende Wörter wurden verwendet: Spitzenreiter ist breit (8 Mal). Je fünf Belege entfallen auf (h)luttar, (h)ross, rihhi und stein. Viermal kommen erila, eschin, ror, slier und sual vor. Dreimal sind die Wörter brama, hliodar, hlut, kalt, mihil und sal Bestimmungsglieder von -bach-Namen. Je zweimal sind *maraht, aphaltra, briuwan, ebur, elm, erda, fisk, gaman/gahi, habuh, hagan, hasu, heidel, hiruz, krumb, mos/mus, treis, wan und zil belegt.

Insgesamt gesehen beschreiben die Bestimmungsglieder also die Eigenschaften der Gewässer oder ihrer Umgebung. Dies ist auch bei den nur einmal verwendeten Bestimmungswörtern in der Regel nicht anders.

Unter den verwendeten Personennamen findet sich kein weiblicher Name. Die personalen -bach-Namen werden vorwiegend zu Beginn der Überlieferung erstmals belegt. Bis a.900 sind bereits mehr als die Hälfte der SN mit diesem Bildungsmuster belegt, ihr Anteil an den häufigen Nennungen im 11. bis 13. Jahrhundert ist recht dürftig. Es ist daher kaum übertrieben, den personalen - bach-Namen ein etwas höheres Alter zu bescheinigen als den appellativischen reinen Stellenbezeichnungen.

Ersterwähnung von Namen auf -bach bis zum Jahr 1200

8. Jh9. Jh10. Jh11. Jh12. Jh
Anzahl4824164892
Wahrscheinlichkeit

des Auftretens (Z-Wert)

0,7-0,4-0,70,4-0,3

Die statistische Analyse der Erstbelege weist die Namen mit dem Grundwort -bach als eine über den gesamten Untersuchungszeitraum gleichmäig verteilte Gruppe aus. Zu keiner Zeitspanne ist ihr Auftreten schwächer oder stärker als es die Regeln der Wahrscheinlichkeit erwarten lassen.{2}}

Die räumliche Staffelung der -bach (Karte s.o.) lät im Untersuchungsgebiet Vorlieben für die höhergelegenen Gebiete erkennen. Sie sind stärker frequentiert als die alten Siedlungslandschaften. Im Vorderen und Sandsteinodenwald, im östlichen Hintertaunus, im Büdinger Wald, im Reinheimer Hügelland und im Vortaunus beherrscht -bach die Namenlandschaft oder ist zumindest statistisch signifikant. Dagegen ist die Verbreitung in der Westhessischen Senke mit nur 11 von 198 Belegen negativ signifikant.


{1} Christmann (1965, S.241) berichtet, daß rund ein Viertel der pfälzischen -bach einen PN im BW habe. Bach schreibt: "Zahlreich sind in dieser Gruppe vor allem die Bildungen mit PN im BW" (DNK Bd.2, §464).(zurück zum Text)

{2} Zur zeitlichen Stellung der -bach vgl. auch: HONBBay (Bd.5, S.125f); HONBBay (Bd.6, S.139); Gockel (1984a, S.187); Christmann (Die Siedlungsnamen der Pfalz Teil 3, S.117 u. 120). (zurück zum Text)